Sieben Jahre nach Beginn des Genozids: Jesiden brauchen Schutz und Anerkennung

„Vor sieben Jahren griff die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Siedlungsgebiete der Jesidinnen und Jesiden im nordirakischen Shingal an. Dies war der Beginn eines neuen Genozids gegen die Glaubensgemeinschaft, die seit Jahrhunderten immer wieder unter scharfer Verfolgung, Unterdrückung und Massakrierung leidet. Tausende jesidische Männer wurden vom IS ermordet, Tausende Frauen und Mädchen vergewaltigt, verschleppt und in die Sklaverei verkauft. Da sich die für den Schutz von Shingal zuständigen Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans beim Angriff des IS zurückgezogen hatten, war es nur dem Eingreifen von Guerillakämpfern der Arbeiterpartei Kurdistans und den syrisch-kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ zu verdanken, dass Zehntausende Jesidinnen und Jesiden fliehen konnten“, erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, zum heutigen Jahrestag des IS-Angriffs auf Shingal (Sinjar). Die Abgeordnete weiter:

„Sieben Jahre nach Beginn des Genozids an den Jesidinnen und Jesiden in Shingal kann diese Glaubensgemeinschaft immer noch nicht in Sicherheit und Freiheit leben. Weiterhin fehlt von Tausenden verschleppten Frauen und Mädchen jede Spur. Die juristische Aufarbeitung des Genozids erfolgt nur schleppend, und nur wenige IS-Kämpfer wurden bislang für ihre Taten zur Verantwortung gezogen. Insbesondere die Türkei, die regelmäßig Luftangriffe auf Shingal fliegt, stellt eine dauerhafte Bedrohung dar. Ein zwischen der in Erbil regierenden Demokratischen Partei Kurdistans  und der Regierung in Bagdad über die Köpfe der örtlichen Bevölkerung hinweg geschlossenes Shingal-Abkommen missachtet auf das Gröbste den Willen der Jesidinnen und Jesiden nach Selbstbestimmung und soll die bedrohte Glaubensgemeinschaft ihrer Selbstverteidigungskräfte berauben. Der Wunsch der Jesidinnen und Jesiden nach Selbstverwaltung in Shingal sollte von den Regierungen in Bagdad und Erbil respektiert und von der internationalen Gemeinschaft unterstützt werden. Insbesondere gilt es, das Recht der Jesidinnen und Jesiden zu unterstützen, eigene Selbstschutzverbände zu unterhalten, damit sie nie wieder auf andere Kräfte angewiesen oder hilflos angesichts einer tödlichen Bedrohung sind. Das sollte die entscheidende Lehre aus dem jüngsten Genozid sein.“