Vertriebene in Syrien brauchen medizinische, logistische und humanitäre Hilfe

Hunderttausende Menschen wurden bereits durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei auf Nordsyrien vertrieben. Die Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Söldner gehen trotz des militärischen Beistandsabkommens zwischen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien und der syrischen Regierung mit unverminderter Härte weiter. Die Reaktionen der Bundesregierung und der Europäischen Union fallen mehr als beschämend aus. Zwar wird die Türkei zur Einstellung ihrer Militäroperationen – die die Bundesregierung nicht Krieg nennen will – aufgefordert. Doch das Waffenembargo der Bundesregierung ist eine Nebelkerze, denn bereits genehmigte und zugesagte Waffenlieferungen erfolgen weiterhin. Statt schöner Worte sind endlich wirksame Taten erforderlich, um den Druck auf die türkische Regierung zu erhöhen. Unterdessen bahnt sich in Nordsyrien eine humanitäre Katastrophe an. Im Folgenden dokumentiere ich deshalb einen Aufruf der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien an die Weltöffentlichkeit.

 

Erklärung an die Öffentlichkeit

Sieben Tage nach Beginn der türkischen Aggression im Norden und Osten Syriens, die von Milizen und Söldnern unterstützt wird, hat sich die humanitäre Lage unserer Vertriebenen aus den von der Aggression betroffenen Gebieten verschlechtert in Folge des vollständigen Abbruchs humanitärer Hilfe und der Suspendierung aller internationalen Organisationen sowie des Abzug ihres Personals aus den Autonomiegebieten in Nord- und Ostsyrien.

Die Zahl der durch die türkische Aggression vertriebenen Menschen hat mehr als 275.000 erreicht, darunter 70.000 Kinder. Es findet eine massive Vertreibung unserer Bevölkerung aus Tal Abyad, Ras al-Ain und anderen Städten und Dörfern im Norden und Osten statt. Die Vertriebenen bleiben aus Mangel an Zelten und Hilfsmitteln in Schulgebäuden, nachdem die humanitären Organisationen zu Beginn der Aggression ihre Arbeit eingestellt hatten.

Wir, die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien, appellieren dringend an die Vereinten Nationen, die Arabische Liga und die Länder der Europäischen Union, rasch einzugreifen und den Vertriebenen medizinische, logistische und humanitäre Hilfe zu leisten, angesichts der humanitären Krise in Folge des barbarischen türkischen Angriffs.

Selbstverwaltung von Nord – und Ostsyrien

Ain Issa, 15. Oktober 2019