Nachruf: Jupp Angenfort

Jupp erfuhr seine politische Prägung in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Im Gegensatz zu vielen anderen blieb er kein verblendeter Hitleranhänger. Vielmehr erkannte er, dass es sich beim deutschen Faschismus um ein einziges Lügengebäude handelte. In Gesprächen mit sowjetischen Soldaten und deutschen Antifaschisten „begann ein Prozess der Erkenntnis“, wie er selber sagte. Er wurde Mitglied des Nationalkomitee Freies Deutschland und leistete unter den deutschen Kriegsgefangenen antifaschistische Überzeugungsarbeit. Dies war der Auftakt für seinen lebenslangen politischen Kampf für Frieden und Sozialismus. 1949 kehrte er in seine Heimatstadt Düsseldorf zurück, er war inzwischen Mitglied der KPD und wurde Vorsitzender der kommunistischen Jugendorganisation FDJ. 1951 wurde er zum jüngsten KPD-Landtagsabgeordneten gewählt.
Der Bundesgerichtshof verurteilte ihn 1955 zu einer fünfjährigen Zuchthausstrafe wegen „verfassungsfeindlicher“ Umtriebe. Der in der BRD grassierende Antikommunismus, der von den „Eliten“ der NS-Zeit tradiert wurde, forderte erneut seine Opfer. Jupp musste die Strafe voll absitzen. Für ihn kein Grund zum Einknicken. Als er im Februar 1962 erneut festgenommen wurde, floh Jupp von einem Gefangenentransport, ging in die Illegalität und setzte sich später in die DDR ab. Erst nachdem sich die DKP, als Nachfolgepartei der KPD, gebildet hatte, kehrte er nach Düsseldorf zurück. Er setzte sein Engagement fort, und ließ sich auch von neuerlicher Verfolgung durch Staatsanwälte und Richter nicht abhalten.
Ich habe Jupp Angenfort als einen Menschen kennengelernt, der sich von den Angriffen der Herrschenden niemals hat einschüchtern lassen. Im Gegenteil, die antikommunistischen Verfolgungsjagden der 50er und 60er Jahren haben seine antimilitaristische und antifaschistische Grundhaltung nur noch gestärkt.
Die faschistische Gefahr ist nicht besiegt, sondern wieder auf dem Vormarsch. Eine neue Kampagne gegen links hat schon längst begonnen. Es ist nun unsere Aufgabe Jupps Überzeugungen für eine bessere Gesellschaft fortzuführen. Ich werde ihn sehr vermissen.“