EU-Mitverantwortung an Erdogans Kolonialkrieg gegen Kurden

Die Regierung unter Präsident Erdogan führt einen brutalen Kolonialkrieg gegen die kurdische Bevölkerung im Südosten der Türkei. Panzer, Artillerie und Kampfhubschrauber beschießen Wohnviertel. Zahlreiche Wohnhäuser und historische Bauwerke wurden bereits beschädigt oder zerstört. Die Bewohner von belagerten Städten und Stadtvierteln wie Cizre, Nusaybin und der Altstadt von Diyarbakir werden durch wochenlange Ausgangssperren in kollektive Geiselhaft genommen. Polizeiliche Scharfschützen schießen auf jeden, der seine Wohnung verlässt, um Lebensmittel zu besorgen oder zu einem Arzt zu gelangen. Über 150 Zivilisten wurden seit August durch „Sicherheitskräfte“ getötet, täglich werden es mehr. Hunderttausende Kurdinnen und Kurden sind inzwischen im eigenen Land auf der Flucht. Ziel der Angriffe auf die kurdischen Städte ist offenbar deren Entvölkerung – die Bevölkerung soll dafür bestraft werden, dass sie dort mit großer Mehrheit die linke Demokratische Partei der Völker HDP gewählt hat und sich in Volksräten zu einer kommunalen Selbstverwaltung organisiert hat.

Die AKP-Regierung rechtfertigt ihr Vorgehen mit der Bekämpfung des Terrorismus – doch gleichzeitig liefert sie weiter Waffen und Munition an dschihadistische Terrorgruppen wie Al Nusra und Ahra al-Sham in Syrien. Und die logistische Unterstützung des sogenannten Islamischen Staates (IS) durch die AKP-Regierung etwa durch Öl-Käufe ist längst kein Geheimnis mehr.

Die EU und insbesondere die Bundesregierung trifft aufgrund des Flüchtlingsdeal mit der Türkei eine erhebliche Mitverantwortung an der jetzigen Eskalation in den kurdischen Landesteilen der Türkei.

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten – auch die Bundesregierung – schweigen zum Krieg Erdogans gegen das eigene Volk. Sie schweigen zur fortgesetzten Unterstützung  dschihadistischer Terrorgruppen durch die AKP. Sie schweigen zur Inhaftierung regierungskritischer Journalisten wie der Cumhuriyet-Redakteure Can Dündar und Erdem Gül, die solche Waffenlieferungen dokumentiert haben. Sie schweigen zu Angriffen der türkischen Armee auf die im Norden Syriens gegen den IS kämpfenden Volksverteidigungseinheiten YPG.

Erdogan lässt sich seine Rolle als Türsteher der EU-Abschottungspolitik nicht nur mit drei Milliarden Euro fürstlich entlohnen; den Schutz ihrer Außengrenze vor schutzsuchenden Menschen hat sich die EU zudem mit ihrem Schweigen zu den schweren Menschenrechtsverletzungen des AKP-Regimes erkauft.

Die deutsche und EU-Politik gegenüber der Türkei ist nicht nur menschenverachtend und verlogen, sondern auch kurzsichtig. Wer Erdogan freie Hand bei der Niederschlagung der kurdischen Demokratiebewegung gibt, wer zur logistischen Unterstützung dschihadistischer Terrorgruppen in Syrien schweigt, wer die Schwächung des Anti-IS-Kampfes durch die Türkei toleriert, der nimmt in Kauf, dass weitere hunderttausende Menschen in Syrien, im Irak und jetzt auch in der Türkei in die Flucht getrieben werden.

Wer schweigt, ermutigt Erdogan zu weiteren Massakern! Der Teufelspakt von EU und Türkei gegen Flüchtlinge und Menschenrechte muss sofort beendet werden!

Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss zuerst Erdogans Kriegspolitik contra geben!