Grußwort an die Gewerkschaft Tümtis anlässlich des UPS-Streiks in der Türkei

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaft Tümtis,

Liebe Mitarbeiter von UPS,

mit Wild-West-Methoden versucht das Management des UPS-Konzerns in der Türkei die gewerkschaftliche
Organisierung der Belegschaft zu verhindern. Die Methoden reichen von der Bespitzelung und Ausforschung der Mitarbeiter wegen möglicher Gewerkschaftsmitgliedschaft, der Kündigung von rund 120 gewerkschaftlich aktiven Kolleginnen und Kollegen und dem durch Entlassungsdrohungen erzwungenen Gewerkschaftsaustritt bis hin zu Streikbrechern, Schüssen eines Managers auf Gewerkschafter und dem Versuch, Streikposten zu überfahren. Die Polizei der neoliberalen AKP-Regierung prügelt dabei den Streikbrechern den Weg frei.

Während die AKP-Regierung für ihr Verfassungsreferendum wirbt, verteidigt sie weiterhin die noch aus der Zeit des Militärputsches stammenden unternehmerfreundlichen Arbeitsgesetze, die gewerkschaftliche Rechte von Belegschaften in erheblichem Masse einschränken. Nicht kleine Reformen an der Putschverfassung sondern nur die Schaffung einer völlig neuen egalitären und demokratischen Verfassung mit gleichen Rechten für die verschiedenen ethnischen Gruppen ebenso wie sozialen Rechten für die Werktätigen und die Arbeiterbewegung können hier wahrhaft demokratische Standards schaffen. Der Kampf der UPS-Kolleginnen und Kollegen ist – ebenso wie vorher der großartige Streik der Tekel-Beschäftigten – ein wichtiger Beitrag zu einer weiteren Demokratisierung der Türkei. Denn Demokratie darf nicht am Werkstor enden.

Meine Solidarität gehört den UPS-Kolleginnen und Kollegen und allen anderen Werktätigen und Gewerkschaftern
in der Türkei, die heute gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik und für soziale und demokratische Rechte eintreten. Das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung muss ein Grundrecht sein.

Ich fordere die Leitung von UPS auf, die entlassenen Angestellten von UPS und seinen Tochterfirmen sofort wieder einzustellen und für den bisherigen Verdienstausfall zu entschädigen.

UPS muss sofort Verhandlungen mit der Gewerkschaft Tümtis und der Internationalen Transportarbeiterföderation ITF aufnehmen.

Ich fordere vom Gouverneur von Istanbul, dass er seine Polizei zurückzieht und nicht weiter die Partei der Bosse im Streik bei UPS ergreift.

Ich bin zuversichtlich, dass die UPS-Kolleginnen und Kollegen ihren wichtigen Kampf für soziale und demokratische Rechte mit der Unterstützung anderer Gewerkschaften und der internationalen Solidarität aus vielen Ländern erfolgreich beenden werden.

mit solidarischen Grüßen,

Ulla Jelpke
Berlin 12.7..2010