Pressemitteilung: Bahn muss würdiges Gedenken an Deportierte ermöglichen

Die französische Initiative „Elftausend Kinder“, jüdische Gemeinden und verschiedene Bürgerinitiativen fordern von der Deutschen Bahn AG, endlich ein würdiges Gedenken an die Deportierten Jüdinnen und Juden zu ermöglichen. Ich schließe mich diesen Forderungen ausdrücklich an.
Drei Millionen Menschen jüdischer Abstammung hat die Deutsche Reichsbahn in Güterwagen in die Vernichtungslager des Nazi-Regimes deportiert. Darunter waren auch Zehntausende Kinder. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, verhindert bis heute eine angemessene Erinnerung an die Verschleppten und Ermordeten auf den deutschen Bahnhöfen. Diese Boykottpolitik Mehdorns, die das Gedenken ins Belieben der Bahn AG als Nachfolgeunternehmen der Reichsbahn stellt, wird von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee gedeckt.
Lediglich eine Ausstellung auf Grundlage einiger Exponate des Nürnberger Bahnmuseums hat Mehdorn nach öffentlichem Druck angekündigt. Im Bahnmuseum wird dieser größte Massenmord der Geschichte auf nur 18 Quadratmetern abgehandelt – weniger Fläche als in einem einzigen Deportationswagen. Und nicht das Schicksal der Deportierten und Ermordeten steht im Mittelpunkt, sondern die Reichsbahn selbst. Der Verdacht liegt nahe, dass der Berliner Konzernvorstand der Deutschen Bahn über das ganze Ausmaß der Verbrechen nicht vollständig informieren will.
Es wird Zeit, dass die Deutsche Bahn endlich dort an die ermordeten Menschen erinnert, wo sie ihre letzte Fahrt antreten mussten: Auf den Bahnhöfen der Deportationsstrecken. An der Gestaltung des würdigen und umfassenden Gedenkens an das Schicksal der deportierten Kinder und ihrer drei Millionen Leidensgefährten müssen Opferorganisationen, jüdische Gemeinden und Bürgerinitiativen direkt beteiligt werden.
Die Erinnerung an die Opfer des Faschismus ist eine unverzichtbare Warnung angesichts einer erstarkenden neofaschistischen Bewegung in Deutschland.

PE_070126_elftausendkinder.pdf